EIN VIRUS
SIEHT MAN NICHT... 3
(2020)

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. (...)“

Das ist wohl der meistzitierte Satz von Immanuel Kant, und er ist der Anfang seines berühmten Essays Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? aus dem Jahr 1784.
Der Text setzt sich fort mit Sätzen, die zwar heute kaum mehr zitiert werden, die aber gleichwohl, mehr als zweihundert Jahre später, unvermindert bemerkens- und bedenkenswert sind - heute, wo das ‚Ende der Aufklärung‘ angeblich angesagt und Selberdenken nicht gerade populär ist, heute, wo auf allen Medienkanälen zu allen möglichen Problemen sogenanntes Expertenwissen uns am Selberdenken hindern will.
Selberdenken ist nicht nur anstrengend, es braucht auch Mut. Daran hat sich seit dem 18. Jahrhundert nur wenig geändert.


„(...) Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
(...) Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. (...)
Dass aber ein Publikum sich selbst aufkläre (...) ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende sogar unter den eingesetzten Vormündern des grossen Haufens finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen selbst zu denken um sich verbreiten werden. (...)
Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; (...) nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen. (...)“
aus dem Essay Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? von Immanuel Kant


Gerade sind wir in unserer Freiheit, öffentlich selber zu denken, ziemlich eingeschränkt. Man hat uns einen symbolischen Maulkorb verpasst und wir sind bisher zu keinem Zeitpunkt als ‚mündige Staatsbürger‘ angehört worden zu den Massnahmen gegen diese Pandemie.
Wenn ich über die weltweit uniforme mediale (Hof)-Berichterstattung und über die dabei benutzte Terminologie nachdenke, werde ich den Eindruck nicht los, dass mit den Massnahmen eine ‚Agenda‘ befolgt wird - und als Ausweg aus der Krise werden uns Lösungen angeboten, schmackhaft gemacht, die ausgebrütet werden von Leuten, die wir nicht gewählt und nicht beauftragt haben.


„(...)
Die Reaktion auf die COVID-19-Pandemie erfordert eine globale Zusammenarbeit zwischen Regierungen, internationalen Organisationen und der Geschäftswelt, die im Mittelpunkt der Mission des Weltwirtschaftsforums als Internationale Organisation für öffentlich-private Zusammenarbeit steht.
(...)
Es gibt viele Gründe, einen Grossen Reset durchzuführen, aber der dringendste ist COVID-19. (...)
Nach Angaben der Financial Times hat die weltweite Staatsverschuldung in Friedenszeiten bereits ihren höchsten Stand erreicht. Darüber hinaus steigt die Arbeitslosigkeit in vielen Ländern sprunghaft an: In den USA hat beispielsweise jeder vierte Arbeitnehmer seit Mitte März Arbeitslosigkeit angemeldet (...)
Werden diese Krisen nicht angegangen, werden sie sich vertiefen und zusammen mit COVID-19 die Welt noch weniger nachhaltig, weniger gleichberechtigt und fragiler machen. Inkrementelle Maßnahmen und Ad-hoc-Korrekturen reichen nicht aus, um dieses Szenario zu verhindern. Wir müssen völlig neue Grundlagen für unsere Wirtschafts- und Sozialsysteme schaffen. (...) “

Klaus Schwab: Jetzt ist die Zeit für einen 'Grossen Reset' (des Kapitalismus)



Wer ist das ‚wir‘ von dem Klaus Schwab hier redet?
Und wo haben aufgeklärte, selbst denkende (sich selbst informierende und Information beurteilende) Bürger in diesem Szenario einen Platz?



Danke fürs Schauen und Lesen (und fürs Selberdenken)!


Der erste Teil dieses Projektes ist hier zu finden, und der zweite Teil hier

© Fredi Hüberli

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