VIATOR 1: WOZU HABEN WIR UNSERE FÜSSE?
(2020)
"Wozu haben wir unsere Füsse?"
Robert Walser in: Wanderungen mit Robert Walser von Carl Seelig
Robert Walser, perspektivisch verzerrt
Fotografisches Porträt des Dichters in der
Robert Walser-Sculpture von Thomas Hirschhorn in Biel
(fotografiert im September 2019)
Die sichtbare Struktur der begehbaren Robert Walser-Sculpture von Thomas Hirschhorn in Biel kann man als seinen Versuch betrachten, ein hinter der Sprache mutmasslich verborgenes Innenleben des Dichters schonungslos nach aussen zu kehren. Hirschhorn fasst sein Werk nicht, er lässt es in alle Richtungen wuchern, und wo es an Grenzen stösst, sind sie von äusseren Bedingungen gesetzt. Man muss eindringen in dieses krude und skurrile Labyrinth aus profaner Materie, um dann darin auf das Gewimmel von Sätzen aus den Werken des Dichters zu stossen, die von unterschiedlichen Zeitgenossen zitiert werden, um Walsers gegenwärtige Aktualität zu belegen - es ist ein perspektivisch verzerrtes Bild seines Werks, das man so findet.
Robert Walser hat sich in seine genaue, weiche, zarte und manchmal skurrile Sprache gefasst, als hätte er sich in eine Hülle einspinnen wollen, die zugleich Schutz und Grenze zur Aussenwelt, aber auch gestalteter Ausdruck seiner inneren Welt war. Darin, im Kleinen, im scheinbar Leichten und Belanglosen - aber immer Gefassten - mäandert und wuchert seine Welt.
© Fredi Hüberli